Aufgabenanalyse des Reengagement des Rückzüglers in EFT

Der Zweck dieser Studie bestand darin, zu untersuchen, welche Therapeuteninterventionen und emotionalen Prozesse des Klienten das Reengagement des Rückzüglers in der emotionsfokussierte Paartherapie (EFT) während einer Sitzung erleichtern.

Bei dem Reengagement des Rückzüglers fordert der Therapeut*in den zurückgezogeneren Partner auf, sich dem anderen zuzuwenden und seine bindungsbezogenen Ängste und Bedürfnisse eingebettet in einem hohen Maß an emotionalem Erleben mit seinem Partner zu teilen. Das heißt, der Therapeut*in initiierte ein Enactment. Eine erfolgreiche Wiedereinbindung oder eine Auflösung des Rückzugs ist dadurch gekennzeichnet, dass der zurückgezogenere Partner die Bitte des Therapeuten nach dem direkten Ausdruck bindungsbezogener Ängste, Bedürfnisse und Wünsche ausführt, was dann bewirkt, dass sein Partner mit Unterstützung und Bestätigung reagiert.

Die erste Prozess-Ergebnis-Studie zu EFT (Johnson & Greenberg, 1988) ergab, dass ein höheres Maß an emotionalem Erleben, d.h. eine reiche Erfahrung während der Sitzung, bei dem Klienten mit seinem primären, bindungsbezogenen Affekt in Kontakt kommt, mit einem positiven Ergebnis verbunden ist. Ähnliche Ergebnisse wurden bei Untersuchungen zur Auflösung von Bindungsverletzungen und zur Aufweichung der Verfolgerin dokumentiert (Greenman & Johnson, 2013).

Die Ergebnisse dieser Studie über das Reengagement des Rückzüglers unterstützen diese Behauptung und stimmen mit früheren Ergebnissen über die Rolle höherer Ebenen der emotionalen Verarbeitung während der Sitzung bei der Schaffung von Veränderung bei den Klienten überein. Das Modell des Reengagements des Rückzüglers prognostiziert, dass der Rückzügler seine Verletzlichkeiten und Bedürfnisse mit einem hohen Maß an emotionaler Erfahrung ausdrücken muss, um einen Ort der Beziehungsvermeidung erfolgreich hinter sich zu lassen.

Die Erkenntnisse aus den empirischen Beobachtungen und die anschließende Gegenüberstellung dieser Beobachtungen mit dem vorhergesagten Modell haben den Anwendungsbereich und unsere Sichtweise, wie dies erreicht wird, erweitert. Wir haben beobachtet, dass sich die Rückzügler nicht linear durch diesen Prozess bewegen. Tatsächlich war dies einer der drastischeren Unterschiede zwischen dem vorhergesagten Modell des Reengagements und des tatsächlichen Therapeut-Klienten-Prozesses.

Die Therapeut*in muss dem Rückzügler dabei helfen, schrittweise weiter in seine emotionale Erfahrung einzusteigen, indem (a) sie den Kernaffekt verstärkt, (b) der Rückzügler den Kernaffekt durch ein, vom Therapeuten initiiertes, Enactment teilt und dann (c) die Therapeut*in entweder den Affekt wieder verstärkt oder die Unterstützung von dem Partner in Anspruch nimmt, bis das Erfahrungsniveau ausreicht, um eine neue emotionale Erfahrung zu fördern.

Dieser Prozess ähnelt Rheems (2011) Feststellung, dass Rückzügler dazu neigen, ihre Kernemotionen zu verlassen und Unterstützung brauchen, um in eine produktive Ebene des emotionalen Erlebens zurückgeführt zu werden.

Die in dieser Studie präsentierten Ergebnisse stimmen auch mit Gottmans (1994) Schlussfolgerung überein, dass Männer überflutet und schnell überfordert werden, was dazu führt, dass sie in gestressten Beziehungen emotional abschalten.

Greenman, P. S., & Johnson, S. M. (2013). Process research on Emotionally Focused Therapy (EFT) for couples: Linking theory to practice. Family Process, 52, 46 – 61. http://dx.doi.org/10.1111/famp.12015

Gottman, J. M. (1994). What Predicts Divorce. New York, NY: Guilford Press.

Johnson, S. M., & Greenberg, L. S. (1988). Relating process to outcome in martial therapy. Journal of Marital and Family Therapy, 14, 175–183. http://dx.doi.org/10.1111/j.1752-0606.1988.tb00733.x

Rheem, K. M. (2011). Analyzing the withdrawer reengagement event in Emotionally Focused Couple Therapy: A preliminary task analysis (Unpublished doctoral dissertation). Argosy University, Washington, DC.

Autor*in: Nicholas A. Lee
Erscheinugsjahr: 2017
Dokumentart: Fachartikel
Bereich: Paartherapie (EFT)
Sprache: englisch
ISBN/DOI: http://dx.doi.org/10.1037/cfp0000084
Erscheinungsort und Verlag: Couple and Family Psychology: Research and Practice 2017, Vol. 6, No. 3, 205–225 - American Psychological Association
Link: https://doi.apa.org/record/2017-41834-007
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